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Bücher zum
Thema |
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Die Reihenfolge der Bücher ist so, wie sie mir
in die Finger geraten sind.
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"BLAU
GELB
WEISS - Die Geschichte des FC Carl Zeiss Jena"
Herausgegeben von Günter Schmidt, Verlag Dr.
Bussert & Partner, Jena 1995, 109 Seiten, ISBN 3-9804590-0-4
"BLAU GELB WEISS" schildert die über hundertjährige
Geschichte des Jenaer Fußballs, angefangen vom ersten Fußballspiel in Jena am 28. Juli
1893 bis hin zum glorreichen 4:1 über Sachsen Leipzig, das den sofortigen Wiederaufstieg
in die 2. Bundesliga bedeutete. Illustriert wird alles von zahlreichen Fotos. Ein
besonderes Highlight sind "Christoph Dieckmanns Fußballessays". Dieses Buch ist
ein unbedingtes Muß für jeden, dessen Herz auch nur ein bißchen am FC Carl Zeiss Jena
hängt.
PFLICHT FÜR JEDEN ZEISS-FAN !!! |
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"Jenas Fußball-Journal -
Statistik und Karikatur pur"
Zweite erweiterte Auflage
Udo Gräfe und Peter Poser, edition Sport, Verlag Dr.
Bussert & Partner, Jena - Quedlinburg 2001, 272 Seiten, 39,90 DM, ISBN 3-932906-30-6
(1. Auflage: Udo Gräfe und Peter Poser, edition Sport, Verlag Dr.
Bussert & Partner, Jena 1997, 182 Seiten, 30 DM, ISBN 3-9804590-X)
2000 Ergebnisse, 130 Fotos - dieses Buch enthält alle Fakten über
den FC Carl Zeiss Jena von der Gründung bis zur Gegenwart. Angefangen von den
Veränderungen des Vereinsnamens, über Ergebnisse aller Wettbewerbe (diverse
Meisterschaften, Pokalwettbewerbe, ...) bis hin zu einer Übersicht über 226 Jenaer
Spieler findet der Leser alle statistischen Details rund um den FCC. Garniert wird das
Ganze durch viele tolle Fotos und Karikaturen. Eine vollständige und interessante Sache
für Jena-Fans, sehr zu empfehlen.
PFLICHT FÜR JEDEN ZEISS-FAN !!! |
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"1000
Tips für Auswärtsspiele"
(Stadion und Reiseführer für Fußballfans zu
75 Spielorten)
Bernd Imgrund /
Michael Müller-Möhring, Klartext-Verlag, Essen 1995, 2. überarbeitete und erweiterte
Auflage, 320 Seiten, 24,90 DM, ISBN 3-88474-286-8
Ein handliches Buch, daß eigentlich unentbehrlich für Leute ist,
die relativ selten zu Auswärtsspielen fahren, aber auch dem erfahrenen Away-Supporter
noch gute Tips liefert.
Man sollte eventuell selbst durch einen Anruf beim betreffenden Verein überprüfen, ob
die Angaben aus dem Buch (Stand vom Oktober 1995) noch mit der Realität übereinstimmen
oder ob es durch Baumaßnahmen u. ä. zu gravierenden Änderungen gekommen ist.
EMPFEHLENSWERT FÜR AWAY-FAHRER! |
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"Ballfieber. Die Geschichte eines Fans"
(auch: "Fever Pitch")
Nick Hornby, Verlag Rogner & Bernhard, 335 Seiten, Preis: 28 DM, Vertrieb
nur über "Zweitausendeins", Postfach, 60381 Frankfurt/Main, Tel. 069/4208000.
Inzwischen auch als Taschenbuch erhältlich. Preis 19.90 DM.
ISBN 3462025864.
Das Buch wurde im FCC-Fanzine "Der
Aufsteiger" Nr. 9 vorgestellt.
Siehe auch: "SPIEGEL"-Interview mit Nick Nornby im "Aufsteiger" Nr. 11
ABSOLUT SPITZE !!! Gibt es auch als Video. Damit kann man seiner lieben
Verwandschaft innnerhalb von ca. 90 min demonstrieren, warum man "unheilbar
krank" ist. |
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"Kabinengeflüster. Geschichten aus 40 Jahren DDR-Elf"
Uwe Karte und
Jörg Röhrig, Agon Sportverlag, Kassel 1997, 224 Seiten, 29,80 DM,
ISBN 3-89609-124-7
"... Von 1952 bis 1990 gingen insgesamt 293 Länderspiele der
DDR in die FIFA-Annalen ein. Die Ergebnisse sind bekannt, was hinter den Kulissen geschah,
blieb bis heute den meisten verborgen. Die Autoren Uwe karte und Jörg Röhrig beschreiben
erstmals die Geschichte der Nationalmannschaft, die von vielen Fans als "Weltmeister
in Freundschaftsspielen" betitelt wurde. Unzählige Episoden und Anekdoten aus vier
Jahrzehnten Auswahlfußball stehen im Mittelpunkt des Buches. Interessante, amüsante
Fakten, die ebenso zum Schmunzeln wie zum Nachdenken anregen." (Text 4.
Umschlagseite) Beim Lesen ergab sich bei mir eine Mischung aus (N)Ostalgie, Lachen, Wut
und "Was-wäre-wenn..."-Gedanken.
KLASSE !!! |
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"Fußballverrückt. Aus dem ganz normalen Leben eines
Fußballsüchtigen"
Uli Ladda, Agon Sportverlag, Kassel 1998, 271
Seiten, 29,80 DM, ISBN 3-89609-131-X
Eigentlich sagt ein (im Buch erwähntes) Zitat von Bill Shankly
schon alles: "Beim Fußball geht es nicht um Leben und Tod - es geht um mehr."
Der Autor schildert seine völlig normale - also verrückte - Geschichte als Fußballfan
von Kindheit an beim VfB Peine, über die Stationen Braunschweig, HSV bis hin zum Erleben
des (Elends des) West-Berliner Fußballs und natürlich seine große Liebe zu QPR, die er
seit den 60er Jahren regelmäßig in London besucht. Der Leser wird, sofern er ebenfalls
der gleichen Sucht "Fußball" verfallen ist, sich an vielen Stellen auch selbst
mit allen Macken, die dazu gehören, wiedererkennen. Neben dem Inhalt trägt der flotte,
mit (Selbst-) Ironie gewürzte Schreibstil gehörig dazu bei, daß man sich nur schwer vor
der letzten Seite von diesem Buch trennen kann. Als nette Zugabe gibt's zum Buch eine CD
mit 6 Titeln (natürlich über Fußball) von Uli Ladda.
GEHÖRT IN DEN BÜCHERSCHRANK EINES JEDEN FUSSBALLVERRÜCKTEN !!! |
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"Wenn Du am
Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen"
(Die Welt der Fußballfans)
Christoph
Biermann, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, 2. Auflage 1996, 250 Seiten, 18,80
DM, ISBN 3-462-02464-7
NICHT SCHLECHT. (aus Zeitgründen kein längerer Kommentar) |
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"Die
dritte Halbzeit - Hooligans in Berlin-Ost"
Klaus Farin (Gespräche)/ Harald Hauswald (Fotos), Verlag Thomas Tilsner,
Berlin 1998 (Das Buch erschien 1993 unter dem Titel "Die dritte Halbzeit -
Fußballfans und Hooligans"), 140 Seiten, 28,00 DM, ISBN 3-910079-49-0
Nach einem interessanten Vorwort kommen ausschließlich Leute zu
Wort, die sich selbst als Hooligans bezeichnen und aus ihrer Sicht darlegen, wieso es sie
jedes Wochenende zum Heim- oder Auswärtsspiel zieht und wieso ihnen der Fußball an sich
nicht genügt, sondern sie den Kick der Gewalt suchen, auch wenn sie hinterher
"aussehen wie Quasimodo" und Stammkunden bei ihrem Hausarzt sind. Das Buch, das
einen Zeitraum von Anfang der 80erJahre in der DDR bis zu den ersten Nachwendejahren
beleuchtet, hebt sich wohltuend von der üblichen Sensationsberichterstattung der Medien
ab, indem - durch die Fotos unterstützt - die Tatsachen des (leider) allwöchentlichen
Wahnsinns gezeigt werden, die ohne Übertreibungen erschreckend genug sind (auch wenn man
selbst regelmäßig fährt und ähnliches schon als "Nichtaktiver" erlebt hat)
und ohne die der Fußball auch ganz gut auskäme.
Sehr empfehlenswert! |
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"Fußballrandale.
Hooligans in Deutschland"
Jayin
T. Gehrmann / Thomas Schneider, Klartext Verlag, Essen 1998, 3. erweiterte Auflage, 256
Seiten, 29,80 DM, ISBN 3-88474-702-9
Hier schreiben Leute, die die Szene rund um den Fußball aus eigenem
Erleben kennen. Einmal angefangen, kann man das Buch in einem Zug
"durchschnurpsen". Die Erstauflage erschien 1990, ein Großteil beschreibt also
Historie, ist aber trotzdem zutreffend. Die aktuelle Auflage wurde um 7 Kapitel ergänzt,
die sich auf neuere Ereignisse beziehen, bis hin zu den traurigen Geschehnissen von Lens
im Juni 98. Die Sicht auf die Randaleentwicklung in den 70er und 80er Jahren bezieht sich
auf die West-Szene, aber als "Ossi" entdeckt man hier - trotz strikter Trennung
- viele Gemeinsamkeiten mit den eigenen Erlebnissen im Fußballumfeld der DDR-Oberliga in
dieser Zeit. Neben den Schilderungen lassen die Autoren auch ihre eigenen Interpretationen
einfließen, die man zwar nicht unbedingt 100%ig teilen muß, aber sicher ganz interessant
sind. Ich habe beispielsweise so meine Problemchen mit den Ansichten im Kapitel
"Rabatz beim 'Freundschaftsspiel'", in dem es um die Fußballfeindschaft
zwischen Deutschen und Holländern geht - liegt vielleicht auch daran, daß ich kein Fan
der BRD-Nationalmannschaft bin (im Gegenteil), sondern die Oranjes auch ganz sympathisch
finde. Übrigens taucht auf Seite 219 auch der FC CARL ZEISS JENA auf, es geht (kurz) um
die Ereignisse beim Auswärtsspiel in Frankfurt/M.
im April 1997.
SEHR EMPFEHLENSWERT !!! |
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"Fußballfrei
in 11 Spieltagen"
(Eine Entziehungskur für Süchtige)
Bernd Müllender, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1998, 256
Seiten, 16,90 DM, ISBN 3-596-13965-1
Vorsicht, Satire ! Nichts für "ran"- und andere
Seifenoper-Fans ! In einem Selbsttest kann jeder seinen eigenen Suchtgrad zur Droge
Fußball feststellen. Die meisten von uns - naive Käufer ausgenommen - werden locker in
die höchste Kategorie einschlagen, und der Autor versucht, uns in 11 Spieltagen (= 11
Kapiteln) "clean" zu bekommen. Dazu zieht er alle Register: angefangen von der
unsäglichen (leider konkurrenzlosen) "ran"-Sendung über die "Stiftung
Reportertest" (herrliche Analysen der Sprachmacken der Reporter) bis hin zum
grauenvollen Ausblick auf "Fußball 2013". Ein unbedingtes Kaufargument ist der
Reportertest vom "MDR-Sportchef" (jetzt weiß jeder, warum mit diesem Sender
eine vernünftige Berichterstattung nicht möglich sein kann) Wilfried Mohren:
"...Beamter im Einwohnermeldeamt wäre auch noch gegangen, ohne Schnauz vielleicht
auch dessen Assistentin... Hätte auch Fußballreporter werden können. Wenn nur die
deutsche Sprache nicht wäre..."
Übrigens - die "Entziehungskur" scheitert kläglich, selbst beim Autor Bernd
Müllender, da Fußballsucht Gott sei Dank nicht von "ran" u. ä. Müll abhängig
ist
Unbedingt kaufen !!! (Schon wegen des sauguten Preises!) |
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"Ligafußball
in der DDR. Tabellenbuch"
Uwe
Krüger, AGON Sportverlag, Kassel 2000, 302 Seiten, 39,90 DM, ISBN 3-89784-171-1
Alle Spielergebnisse, Abschlußtabellen, Torschützenlisten der
beiden höchsten Ligen in der DDR, Aufstiegsrunden zur Liga, die
Bezirksmeister, alle
Europacup- und IFC-Spiele der DDR-Mannschaften, alle FDGB-Pokalspiele ab 1. Hauptrunde.
Unentbehrlich für Statistikfreaks! |
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"Fußball-Auswahl-Spieler der DDR"
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Andreas Baingo / Michael Hohlfeld, Sportverlag,
Berlin 2000, 336 Seiten, 39,90 DM, ISBN 3-89784-171-1
38 Jahre DDR-Nationalmannschaft, 293 Spiele, 501 Tore - 273 Spieler
trugen in dieser Zeit das Nationaltrikot der DDR. Von A wie Adler (Jens)
bis Zulkowski (Alfred) sind alle 273 Nationalspieler der DDR mit einem
kurzen Lebenslauf aufgeführt. Ergänzt wird dies durch einen
ausführlichen Statistikteil, der sich natürlich schwerpunktmäßig aufs
Nationalteam bezieht. Aber keine Angst, es ist kein Tabellenbuch. Man
kann es wie einen Roman lesen und bei vielen Namen macht es in der
Erinnerung "klick".
Interesse am DDR-Fußball? - Unbedingt kaufen! |
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"Hoolifan. 30 years of hurt"
Martin King/Martin Knight, Trolsen Communicate!,
Hamburg 2003, 12,90 €,
ISBN 3-9809064-0-X
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Ende der 60er Jahre wird Martin King von
seinem Vater das erste Mal mit zum Fußball genommen. Neben dem Spiel
fasziniert in von Beginn an das Zuschauerumfeld. Als er das erste Mal allein
zum Spiel fährt, gerät er eigentlich zufällig in eine Auseinandersetzung
zwischen rivalisierenden Fangruppen. Von da an beginnt seine Entwicklung zu
einem der bekannten Köpfe in der Chelsea-Szene. An Hand seiner Fanbiographie
erfolgt eine präzise und sehr authentische und realistische Beschreibung der
Entwicklung der englischen Fanszene der letzten 35 Jahre, die so oder so
ähnlich auch in anderen Ländern stattfand. Es wird auf Beschönigungen,
Übertreibungen, tiefschürfendes sozialpsychologische Gelabber und auf
Reueerklärungen verzichtet (Zum Glück!), der Leser wird gezwungen, sich
selbst ein Urteil zu bilden. Etliches erinnerte mich an die DDR-Oberliga in
den 70er und 80er Jahren, ohne dass natürlich zahlenmäßige Vergleiche gezogen
werden können.
Absolut Spitze! Sehr empfehlenswert! |
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"Die 100 'schönsten' Schikanen gegen Fußballfans"
Bündnis aktiver
Fußballfans - BAFF (Hrsg.),
Trotzdem
Verlagsgenossenschaft,
Grafenau 2004, 10 €,
ISBN 3-931786-35-8
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Obwohl ich eigentlich dachte, daß mich nach 27
Jahren aktiver Fußballfahrten diesbezüglich nichts mehr erschüttern und
überraschen kann, belehrte mich dieses Buch eines besseren.
Faszinierend-erschütternd, wie plötzlich jegliche demokratischen Grundsätze
sich in Luft auflösen und man sich in die schlimmste mittelamerikanische
Militärdiktatur versetzt glaubt, wenn die Polizei gegen Fußballfans agiert.
Obwohl ich selbst schon einige Male solche Polizeiwillkür erlebt habe (z.B.
München 1993), ist es erschreckend, daß es sich hierbei offensichtlich nicht
um Einzelfälle handelt, sondern dabei anscheinend grundlegende Einstellungen
des Staates gegen über Fußballfans geht.
Sehr empfehlens- und nachdenkenswert! |
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"Congratulations. You have just met the I.C.F."
(Die Geschichte der West Ham Intercity Firm)
Cass Pennant, Trolsen Communicate!, Hamburg 2006, 14,90 €
ISBN 3-9809064-2-6
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IFC - Diese Buchstaben hat wohl schon jeder
einmal gehört, der sich etwas intensiver mit dem englischen Fußball
beschäftigt hat. Der Autor beschreibt als einer der führenden Köpfe der ICF
sachlich und unaufgeregt seine Jahre als Supporter von West Ham, die Fahrten
mit der ICF und deren Entwicklung. Dabei lässt er auch viele seiner
Mitstreiter zu Wort kommen, wodurch Ereignisse aus verschiedener Sicht
geschildert werden.
Hervorzuheben ist das Kapitel 24 "Es ist vorbei". Relativ kurz und
verständlich legt Pennant hier Gründe für das Warum der Hooligans und des
Abflauens der Gewalt dar.
Klasse! Sehr empfehlenswert! |
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"Terrace Legends" (Legenden der Stehränge)
Cass Pennant / Martin King, Trolsen Communicate!, Hamburg 2005, 14,90 €
ISBN 3-9809064-1-8
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Aus Zeitgründen der
Umschlagtext: "In diesem
außergewöhnlichen Buch haben sich die harten Jungs der verschiedenen
Fußball-Mobs vereint, um ihre Erlebnisse auf den Tribünen der Stadien
Großbritanniens zu schildern. Cass Pennant, ehemals West Ham United ICF, und
Martin King, Chelsea Headhunter, einst erbitterte Rivalen, haben ihre
Gegnerschaft begraben, um das definitive Buch über die Kultur der Stehränge
zu schreiben. Und keine Stimme besitzt mehr Autorität als die der beiden
Verfasser.
Dieses Buch hat lange auf sich warten lassen, denn bisher waren die harten
Fußballjungs nicht bereit, zu kooperieren. Doch von den Rüpeln der frühen
siebziger Jahre bis zu den Casuals der Achtziger ist es den Autoren
gelungen, alle wichtigen Akteure zu einem Gespräch zu bewegen.
Jeder Einzelne hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Viele waren
kampferprobte Schläger, andere hatten mit der Gewalt nichts im Sinn, traten
aber durch ihr Charisma und ihre Fairness hervor. Sie sind Fußballfans aus
allen Schichten und Bereichen der Gesellschaft: Schauspieler, Lagerarbeiter,
Geschäftsleute und Studenten.
Manchen mag die Lektüre schockieren. In jedem Fall zählt dieses Buch zu den
eindringlichsten Dokumenten, die je über fußballbezogene Gewalt und
Hooliganismus veröffentlicht wurden. Denn endlich sind es die Akteure
selbst, die sich zu diesem Thema zu Wort melden." |
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"The boys from the Mersey"
(Unterwegs mit der Annie Road End Crew Liverpool)
Nicolas Allt, Trolsen Communicate!, Hamburg 2007, 13,90 €
ISBN 978-3-9809064-4-9
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Der Autor gehört zu
einem Klientel, für die Fußball nicht ein Teil ihres Lebens ist, sondern
Fußball IST ihr Leben. Und dem ordnen sie alles unter. Einziges Ziel:
das nächste Spiel Liverpools. Höhepunkte: die EC-Auswärtsspiele.
Der zeitliche Bogen des nicht nur für "Reds" lesenwerten und flüssig zu
lesenden Buches spannt sich vom EC-Finale 1978 zum legendären Endspiel
2005 in Istanbul. Beide Male übrigens bezog man Tickets von
Schwarzhändler, die die Karten nicht ganz freiwillig abgaben.
Als junger Fußballfan aus dem wirtschaftlich nicht auf Rosen gebetteten
und in der Thatcher-Ära regelrecht verarmten Liverpool fehlt oft das
nötige Kleingeld und so bekommt der Leser eine Schilderung aller
möglichen und unmöglichen Varianten des kostenlosen Reisens, Essens und
Trinkens geboten. Angefangen vom harmlosen Trampen über das ticketlose
betreten von Stadien bis hin zu Dingen,
die mancher sicherlich als Straftaten bezeichnen würde. *g* Hotels
wurden mit der Maßgabe bezogen, dass sie einen Schleichweg zum
kostenlosen Verschwinden hatten, europäische Juwelierschaufenster auf
ihre Belastbarkeit getestet und wenn es in den mitteleuropäischen
Alpenregionen zu kalt wurde, stattete man sich mit Gratisanoraks aus.
Diese Aktionen waren ebenso wie die Auseinandersetzungen mit Fans
anderer Vereine nie Selbstzweck, sondern Teil des Fußballs.
Die Jungs aus Liverpool waren die ersten, die den Stil entwickelten, der
heute noch als "Casual" viele Fußballszenen durchzieht und so fuhren sie
auch ohne sportlichen Anlass immer mal wieder "zum Einkaufen" in die
Schweiz oder nach Österreich, um sich mit Turnschuhen und anderen
modischen Sportklamotten einzudecken.
Bei den letzten beiden Spielen des Buches, die auf dem Kontinent
stattfanden, bekam ich meine persönliche Gänsehaut, weil ich sie im
Frühjahr 2005 ebenfalls live erleben durfte: Juve auswärts und natürlich
Istanbul – die Schilderungen, die zum Großteil mit meinen eigenen
Erinnerungen identisch sind, rufen die Bilder von damals wieder hervor.
Vor allem Istanbul: Sich zur Halbzeit beim Stand von 0:3 wenigstens noch
ein eigenes Tor wünschen, damit man wenigstens nicht ganz untergeht, und
dann nach dem irren Verlauf tagelang nicht richtig schlafen können und
langsam und in kleinen Portionen begreifen, was da eigentlich passierte.
Zwei (traurige) Kapitel von "The boys from the Mersey" muss man
unbedingt erwähnen. Der Autor war sowohl 1985 in Heysel und 1989 in
Hillsborough anwesend und schildert die Vorgänge, die den Fußball in
ganz Europa prägten und veränderten, aus eigenem Erleben. Wer sich
selbst schon intensiver mit jenen Tagen beschäftigt hat, wird nicht sehr
überrascht sein, dass viele anders verlief, als es letztendlich
"offiziell" verkündet wurde. |
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"Millwall for life. Lebenslang Millwall"
Barrie Stradling, Trolsen Communicate!, Hamburg 2007, 12,90 €
ISBN 978-3-9809064-6-3
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Millwall - den
meisten Leuten fallen bei diesem Verein nur schlimme Schauergeschichten
ein. Wer in diesem Buch Hauereien und viele böse Hooligans erwartet, wird
schwer enttäuscht sein. Der Autor schildert nicht mehr und nicht weniger
als seinen Alltag als Millwall-Fan, der seinem Verein nicht nur bei den
Heimspielen die Treue hält, sondern ihm auch zu vielen, vielen
Auswärtsspielen folgt. Und so erlebt man sportlich eigentlich wenig
bedeutungsvolle Wochentagsspiele bei Schweinewetter auswärts, die
natürlich verloren gehen, lernt die Stadien der verschiedenen Ligen,
Auswärtskneipen, Stadionverpflegung und natürlich - Millwall eilt ja
immer ein Ruf voraus - die zur Verteidigung der Zivilisation bereiten
Polizisten kennen. Wer sich selbst in die Kategorie "Allesfahrer"
einsortieren kann, wird an diesem Buch seinen Spaß haben und Parallelen
zum eigenen Fußballleben feststellen. Andere, weniger
fußballfahrverrückte Leser werden manches vielleicht schwer verstehen. Mir
jedenfalls hat es gefallen. |
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